Liebe PsychologInnen und PsychotherapeutInnen,

wir freuen uns, dass Sie Interesse an unserem Projekt

Deutsches FASD KOMPETENZZENTRUM Bayern

haben!

Im Folgenden haben wir für Sie zusammengefasst:

  1. Fachinformationen
  2. Neuropsychologische Testverfahren bei FASD
  3. Orientierungshilfe bei der FASD Abklärung
  4. Psychoedukative Ansätze
  5. Tipps für den Alltag
  6. FASD Eltern App
  7. Netzwerkpartner


Wenn Sie Fragen haben, können Sie sich gerne an uns wenden: fasd@med.uni-muenchen.de.

Ihr Team des Deutschen FASD KOMPETENZZENTRUM Bayern

Fachinformationen

Allgemeine Informationen zur Prävention, zu FASD, eine Orientierungshilfe bei der FASD Abklärung, die diagnostischen Kriterien der S3 Leitlinie und Informationen über Prognose und Therapie finden Sie über die Verlinkung der Schlagworte oder im Menüpunkt Fachinformationen. “

Neuropsychologische Testverfahren bei FASD

Bei der diagnostischen Abklärung von FASD im Säuglings- und Kleinkindalter steht die entwicklungsneurologische Beurteilung im Vordergrund. In jedem anderen Alter sollte (Expertenkonsens in der S3 Leitlinie) die Diagnose FASD mithilfe einer Ärztin/eines Arztes (der Fachgebiete Pädiatrie/Neuropädiatrie oder Kinder- und Jugendpsychiatrie) und einer Psychologin/eines Psychologen gestellt werden. Die psychologische Diagnostik ist aufwendig, da ein alleiniges kognitives Screening zur Diagnose nicht ausreicht (häufig unauffällige Testergebnisse trotz FASD). Die typischerweise bei FASD beeinträchtigten Gehirnfunktionsbereiche (wie z.B. Aufmerksamkeits-, Exekutivfunktions-, Verhaltens-, räumlich-visuelle Störungen etc.) müssen einzeln mittels Tests evaluiert werden, um ein aussagekräftiges Bild des kindlichen Leistungsprofils und der damit verbundenen Alltagskompetenzen zu erhalten.

Welche Testverfahren Sie jeweils für die Leistungsabklärung in den verschiedenen Gehirnfunktionsbereichen verwenden, liegt in Ihrer professionellen Expertise.

Die S3-Leitliniengruppe hat zu den Teilbereichen verschiedene psychologische Testverfahren für Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf FASD vorgeschlagen und hinsichtlich ihrer Gütekriterien beschrieben. Diese haben wir für Sie aktualisiert und ergänzt. Hier können Sie die gesamte Tabelle der vorgeschlagenen Verfahren (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) und eine Beschreibung der Gütekriterien ansehen und downloaden.

Mit Klick auf die folgenden Links gelangen Sie direkt zu den vorgeschlagenen neuropsychologischen Verfahren inkl. Gütekriterien für die einzelnen, für FASD relevanten ZNS-Funktionsbereiche:

Orientierungshilfe bei der FASD Abklärung

Unter diesem Link können Sie anhand Ihrer Eingaben in eine WebApp erfahren, ob – basierend auf den S3 Leitlinien-Kriterien – Hinweise auf eine FASD beim Kind vorliegen oder nicht und welches Procedere wir empfehlen.

Zusätzlich können Sie die FASD Complexity Signature ausfüllen, um in den Bereichen Bio, Psycho und Sozial einen Eindruck über die Beeinträchtigungen des Kindes und ein Profil des individuellen Störungskomplexes zu erhalten.

Ihre Dokumentation können Sie downloaden oder ausdrucken.

Psychoedukative Ansätze

Sowohl unsere klinische Erfahrung als auch wissenschaftliche Interventionsstudien weisen darauf hin, dass durch Elterntrainings in Form von psychoedukativen Maßnahmen (parallel zu Kindertrainings) ein signifikanter Zusatz-Effekt hinsichtlich des Therapieerfolges bei Kindern und Jugendlichen mit FASD erreicht werden kann.

Dabei spielt die Erwartungshaltung der Eltern bzw. Bezugspersonen sowohl an sich selbst als auch an ihre Kinder eine große Rolle.

Durch die alkoholtoxische Gehirnschädigung zeigen Kinder und Jugendliche mit FASD häufig ein sehr herausforderndes Verhalten, an dem die üblichen Erziehungsmethoden oft scheitern. Dieses Scheitern beziehen viele Eltern auf sich selbst, fühlen sich inkompetent und sind frustriert. Dies wiederum kann zu einer negativen oder resignierten Grundstimmung der Eltern gegenüber dem Kind führen. Diese Grundstimmung der Eltern nimmt das Kind (bewusst oder unbewusst) wahr und reagiert darauf mit Frustration, Trauer, Rückzug, Aggression oder anderem Grenzüberschreitendem Verhalten. Ein Teufelskreis entsteht.

Grundvoraussetzung für eine gelingende Eltern-Kind-Interaktion ist somit das Verstehen von FASD als alkoholtoxischer Gehirnschädigung mit dem daraus resultierenden Unvermögen (und nicht dem Unwillen) des erkrankten Kindes, gefordertes Verhalten oder Lernen zu zeigen. Durch das Krankheitsverständnis können die Eltern eine Erwartungshaltungsänderung bei sich herbeiführen, die das gesamte Familiensystem entlastet und die Interaktion mit dem Kind deutlich verbessert.

Bei der psychologisch/psychotherapeutisch unterstützten Evaluation der elterlichen Erwartungshaltung an sich selbst stehen die Akzeptanz negativer Gefühle und eine positive Selbstinstruktion im Vordergrund. Eine Erwartungshaltungsänderung der Eltern kann mithilfe des Aufzeigens von dysfunktionalen Strategien und der Erarbeitung von alternativen, funktionalen Strategien gelingen.

Unter diesem Link finden Sie Beispiele für dysfunktionale und funktionale Strategien, die Eltern mit Kindern und Jugendlichen mit FASD im Umgang mit sich selbst aufweisen können.

Das Verständnis des Krankheitsbildes kann auch die Erwartungshaltung der Eltern bzw. Bezugspersonen an ihr Kind positiv verändern. Schlagwort dafür ist: „trying differently rather than harder“. Dafür ist ein Perspektivwechsel der Eltern notwendig.

Wir haben Ihnen unter diesem Link Beispiele dysfunktionalen Denkens oder Handelns von Eltern im Umgang mit ihrem Kind und potentielle alternative Strategien unter Berücksichtigung der Einschränkungen durch FASD zusammengestellt. Die Beispiele sind nach den beeinträchtigten Gehirnfunktionsstörungen von Kindern und Jugendlichen mit FASD (gemäß der S3-Leitlinie) gegliedert in: 1) Exekutive Funktionen: Handlungsplanung, Organisation, Zeitmanagement, Problemlösen, Flexibilität, 2) Soziale Fertigkeiten & Verhalten, 3) Lern- und Merkfähigkeit, 4) Sprache, 5) Räumlich-visuelle Funktionen, 6) Rechenfertigkeiten und 7) Aufmerksamkeit.

Tipps für den Alltag

Wir haben zu verschiedenen wichtigen Themen rund um FASD Informationen für Sie zusammengetragen. Unter diesem Link können Sie Experten-Videos, Häufige Fragen & Antworten (FAQs) und Eltern-Inputs ansehen. Die Themen können sowohl für Sie als PsychologInnen und PsychotherapeutInnen als auch für die von Ihnen betreuten Familien interessant sein.

FASD Eltern App

Um Sie und andere Fachkräfte bei der Therapieplanung und Verlaufsbeurteilung des Kindes mit FASD zu unterstützen, haben wir die FASD Eltern App entwickelt. Darin können Eltern die Alltagsfunktionalität ihres Kindes beurteilen (Bereiche: Aufmerksamkeit, Alltagsaufgaben, Verhalten in KiTa/Schule, Verhalten zuhause, Schlaf). Außerdem wird die Lebensqualität der Familie erfasst. Eine zusammenfassende Tabelle oder Graphik der elterlichen Beurteilungen kann von den Eltern an Sie als betreuende PsychologInnen und PsychotherapeutInnen des Kindes weitergeleitet werden. Anhand dessen können Sie z.B. Therapie- oder Förderungsanpassungen erwägen. Über diesen Link gelangen Sie zu weiteren Informationen über die FASD Eltern App.

Netzwerkpartner

Um die Diagnostik, Förderung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit FASD adäquat und effektiv zu gestalten, benötigt die betroffene Familie Fachkräfte verschiedener Berufe und verschiedener Institutionen. Diese haben die Aufgabe, gemeinsam Behandlungspläne zu erstellen, Therapie-Inhalte abzusprechen, transparent zu kommunizieren und Hilfen für die Familie zu koordinieren.

Die Verantwortung für die Erfüllung dieser Aufgabe liegt auch bei Ihnen als behandelnden PsychologInnen und PsychotherapeutInnen. Sie tragen damit essentiell dazu bei, die Bedürfnisse der betroffenen Familien soweit wie möglich zu erfüllen, Betreuungswechsel für das Kind zu minimieren und das Langzeit-Outcome des Kindes hinsichtlich selbstständiger Lebensführung zu verbessern.

Um Sie dabei zu unterstützen, haben wir unter diesem Link Informationen zu möglichen relevanten Netzwerkpartnern für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit FASD zusammengestellt.