Prognose

Im Folgenden haben wir für Sie zusammengefasst:

  1. Langzeit-Outcome
  2. Literatur (Auswahl)


Wenn Sie Fragen haben, können Sie sich gerne an uns wenden: fasd@med.uni-muenchen.de.

Ihr Team des Deutschen FASD KOMPETENZZENTRUM Bayern

Langzeit-Outcome FASD

Um Kinder und Jugendliche mit FASD mit ihren Einschränkungen zu verstehen und dementsprechend eine adäquate Therapie zu gestalten, benötigt man Wissen über die Prognose von Menschen mit FASD.

Die FASD entspricht einer intrauterinen irreversiblen toxischen Gehirnschädigung. Während Auffälligkeiten im Wachstum und im Gesicht im Entwicklungsverlauf über die Jahre weniger prominent werden können [1], persistieren Defizite in den Gehirnfunktionen ins Erwachsenenalter. Insbesondere die Beeinträchtigungen in den Bereichen Kognition, Exekutivfunktionen, Aufmerksamkeit und Verhalten und dessen Regulation machen nicht nur das Alltagsleben des Kindes und Jugendlichen mit FASD extrem herausfordernd, sondern bewirken oft auch, dass eine selbstständige Lebensführung von Erwachsenen mit FASD ohne Unterstützung unmöglich ist. Dabei gibt es hinsichtlich dieser Prognose keine eindeutigen Unterschiede zwischen FAS, pFAS und ARND, was sicherlich auch an der erschwerten und oft verspäteten Diagnose des pFAS und v.a. der ARND liegt.

Im schulisch-beruflichen Bereich ergab eine deutsche Studie von Spohr & Steinhausen [1], dass 49% der Betroffenen mit FASD eine Förderschule, 38% eine Regel-Grundschule und nur 13% eine weiterführende Schule besucht haben. Lediglich 13% der Erwachsenen mit FASD hatten einmalig einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt. Nur ca. 1/3 der erwachsenen Patienten mit FASD konnten ein selbständiges Leben führen, 2/3 lebten betreut, in Institutionen oder auch im Erwachsenenalter noch mit den Eltern. Aus den funktionellen ZNS-Defiziten resultiert somit im Jugend- und Erwachsenenalter häufig eine gravierende Einschränkung bezogen auf ein selbständiges Leben und Arbeiten sowie auf ein Zurechtkommen in der Gesellschaft.

Eine amerikanische Studie von Streissguth et al [2] ergab, dass 61% der Erwachsenen mit FASD eine abgebrochene Schullaufbahn vorwiesen. 67% der Betroffenen mit FASD berichteten über erlebte körperliche oder sexuelle Misshandlung und 35% hatten selbst ein Alkohol- oder Drogenproblem. 60% der Erwachsenen mit FASD gerieten in Gesetzeskonflikte und 50% waren bereits stationär in einer Klinik oder im Gefängnis.

Popova et al evaluierten die zusätzlichen ICD-10-Diagnosen, die Menschen mit FASD erhielten [3]. Dabei zeigte sich, dass 91% der Menschen mit FASD eine Verhaltensstörung, 55% eine Suchtstörung, 40% eine Psychose, 37% eine Depression und 27% eine Angststörung hatten. 55% der an FASD erkrankten Menschen zeigten suizidales Verhalten. Demnach haben Menschen mit FASD ein deutlich erhöhtes Risiko für psychiatrische Erkrankungen, in einigen Fällen verbunden mit sozialer Isolation und Verwahrlosung.

Wissenschaftlich belegte protektive Faktoren, die ein positives Langzeit-Outcome bei Menschen mit FASD fördern, sind:

  1. eine frühe Diagnose,
  2. ein stabiles förderndes Umfeld und
  3. eine gewaltfreie Umwelt [2, 4].

Literatur (Auswahl)

  1. Spohr HL, Steinhausen HC. Fetal alcohol spectrum disorders and their persisting sequelae in adult life. Deutsches Aerzteblatt International 2008:105, 693-8.
  2. Streissguth AP et al. Risk Factors for Adverse Life Outcomes in Fetal Alcohol Syndrome and Fetal Alcohol Effects. Journal of Developmental and Behavioral Pediatrics 2004:25, 228–238.
  3. Popova S, Lange S, Shield K, Mihic A, Chudley AE, Mukherjee RAS, Bekmuradov D, Rehm J. Comorbidity of fetal alcohol spectrum disorder: a systematic review and meta-analysis. Lancet. 2016 Mar 5;387(10022):978-987.
  4. Alex K, Feldmann R. Children and adolescents with fetal alcohol syndrome (FAS): better social and emotional integration after early diagnosis. Klinische Pädiatrie 2012: 224, 66-71.