Liebe Fachkräfte,

wir freuen uns, dass Sie Interesse an unserem Projekt

Deutsches FASD KOMPETENZZENTRUM Bayern

haben!

Im Folgenden haben wir für Sie zusammengefasst:

  1. Pathophysiologie der Fetalen Alkoholspektrumstörung
  2. Formen der Prävention, Präventionsprojekte und Anlaufstellen
  3. Auswahl an Literatur


Wenn Sie Fragen haben, können Sie sich gerne an uns wenden: fasd@med.uni-muenchen.de.

Ihr Team des Deutschen FASD KOMPETENZZENTRUM Bayern

Pathophysiologie der Fetalen Alkoholspektrumstörung

Die Kenntnis über die Entstehung eines Krankheitsbildes, also das Wissen um die Pathophysiologie, ist immer auch die Grundlage für die Möglichkeit, Präventionsmaßnahmen zu formulieren. Dies trifft auch auf das Krankheitsbild der Fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD) zu, weshalb im Folgenden der aktuelle Wissenstand hierzu zusammengefasst werden soll. Die aus menschlichen Studien erhobenen Daten variieren jedoch stark und tierexperimentelle Studien, häufig durchgeführt an Nagetieren, sind nur eingeschränkt auf den menschlichen Organismus und dessen Entwicklung transferierbar [1]. Insgesamt ist die Pathophysiologie des Krankheitsbildes FASD bisher nur unvollständig erforscht.

Die legale Droge Alkohol, auch bezeichnet als Ethanol, kann auf den sie Konsumierenden vielfältige Auswirkungen durch auftretende Bewusstseinsveränderungen haben. Dieser Alkoholkonsum kann, bei bestehender Schwangerschaft, zu schwerwiegenden Folgen für das ungeborene Kind führen.

Im menschlichen Körper wird Ethanol durch die Enzyme Alkoholdehydrogenase (ADH), Cytochrome P450 E1 (CYP2E1) und durch Peroxidasen zu Acetaldehyd metabolisiert. Dieses Zwischenprodukt ist, aufgrund seiner hohen Bindungsaffinität, potenziell mutagen (erbgutschädigend) und kanzerogen (krebserregend). Zusätzlich entstehen bei diesem Abbau freie Sauerstoffradikale, welche durch ihre unkontrollierte Oxidation von Proteinen, Lipiden und anderen Metaboliten die DNA schädigen und so ebenfalls hochtoxisch für den menschlichen Organismus sind [1]. Diese freien Sauerstoffradikale kommen auch in vielen anderen physiologischen Prozessen vor, weshalb Eliminationswege dafür existieren. Im weiteren Schritt wird Acetaldehyd über die Acetaldehyddehydrogenase (ADHD) zu Acetat umgebaut, welches in den Citratzyklus eingespeist wird und somit der Energiegewinnung zur Verfügung steht. Die beiden Verbindungen Ethanol und Acetaldehyd sind ungehindert plazentagängig und werden so vom mütterlichen Blutkreislauf vollständig in den des Ungeborenen transportiert. Die Quantität und Funktionalität der embryonalen bzw. fetalen Enzyme entspricht nicht denen eines Erwachsenen. Die in der Leber lokalisierte Alkoholdehydrogenase ist im menschlichen Fetus erst ab der 26. Woche funktionsfähig und die, sich im Endoplasmatischen Retikulum befindende CYP2E1 ab der 16. Woche. Diese Differenzen in der Enzymausstattung führen zu einer Akkumulation und somit zu längerem Verbleib und höheren Konzentrationen von Ethanol, dessen Metaboliten und freien Sauerstoffradikalen im Fetus [1]. Diese, im kindlichen Blutkreislauf zirkulierenden, zelltoxischen Stoffe können die Entwicklung von Organen, durch den Übertritt der Blut-Hirn-Schranke das sich entwickelnde Gehirn und das Wachstum beeinflussen [2]. Das Gehirn ist gegenüber den schädigenden Einflüssen von freien Sauerstoffradikalen besonders vulnerabel. Denn im Gehirn entstehen bei der Reaktion mit diesen Sauerstoffradikalen weitere chemische Verbindungen (Superoxide, Quinone und Semiquinone) die an sich wieder hochreaktive Radikale darstellen. Im Gegensatz dazu finden sich im Gehirn weniger Antioxidantien (Superoxid-Dismutase, Katalase, Glutathionperoxidase) als im Blut. Das Hirngewebe ist dasjenige Körpergewebe, welches die höchste Sauerstoffmetabolisierungsrate aufweist und es ist reich an ungesättigten Fettsäuren und selbstoxidierenden Neurotransmittern, welche Substrate von freien Sauerstoffradikalen sind [1] .

Nicht nur die Menge und der Zeitpunkt des mütterlichen Alkoholkonsums in der Schwangerschaft können die Entstehung einer FASD beeinflussen, sondern auch weitere Faktoren wie bestehende Begleiterkrankungen der Mutter, der Konsum weiterer Drogen, die genetischen Grundvoraussetzungen, die Ernährung und der geführte Lebensstil [3]. Die Gewichtung dieser Einflussfaktoren ist bisher unklar.

Auswirkungen der intrauterinen Alkoholexposition gegliedert nach den diagnostischen Säulen der FASD (S3 Leitlinie)

In einem Review zeigten Caputo et al. den Zusammenhang von intrauteriner Alkoholexposition und Veränderungen der Organsysteme auf. Betroffen sind z.B. kardiale, renale, hepatische sowie gastrointestinale Strukturen – und am schwerwiegendsten das Gehirn [2]. Für die Entwicklung der für FASD typischen Auffälligkeiten spielen viele verschiedene biologische Signalwege und deren Interaktion mit Ethanol eine Rolle [4].

Faciale Auffälligkeiten

In tierexperimentellen Studien senkte Ethanol die Expression des Signalmoleküls Sonic Hedgehog (SHH) in Hühnern, Mäusen und Zebrafischen. Weiterhin verminderte Ethanol die Menge an in Zellmembranen gebundenem Cholesterol, welches wiederum wichtig für die Funktion des SHH Signalweges ist. Mutationen in diesem Glykoprotein können unter anderem zum Zelltod von Neuralleistenzellen oder zu strukturellen Verlusten der mittleren cranio-facialen Linie führen. In einer kürzlich erschienenen Studie konnte erstmals ein kausaler Zusammenhang für die Auswirkungen von Ethanol auf den SHH-Signalweg gezeigt werden. Ethanol beeinflusst diesen durch die Interaktion mit den codierenden Genen des dazugehörigen Co-Rezeptors „Cdon“ [5] .

Wachstumsauffälligkeiten

Das Wachstum, die Proliferation und das Überleben von Zellen wird von Wachstumsfaktoren kontrolliert. In vitro Versuche zeigten, dass Ethanol die Aktivität des intrazellulären PI3K/AKT/mTOR-Signalwegs, welcher für die Zellzyklusregulation von Bedeutung ist, vermindert. Ein weiterer mit der Ethanol-Teratogenese in Zusammenhang stehender Effektor ist die Phosphoinositide-3-Kinase (PI3K), welche über die Proteinkinase B (AKT) mehrere Kaskaden in Gang setzt. Die dadurch aktivierten Moleküle sind wiederum wichtig für Wachstum und Überleben auf zellulärer Ebene. In der Noxe Ethanol ausgesetzten Zellkulturen war die Aktivität der Phosphatase PTEN (= phosphatase and tensin homolog), welche für die Hemmung des PI3K-Signalweges verantwortlich ist, erhöht [5].

ZNS-Auffälligkeiten

Intrauterine Alkoholexposition kann Auswirkungen auf das Lernen, die Emotionsregulation, das Gedächtnis, die motorischen Fähigkeiten, die Wahrnehmung und das Verhalten haben. Knapp 45% der intrauterin alkoholexponierten Kinder einer prospektiven Kohortenstudie hatten funktionelle Auffälligkeiten des Zentralnervensystems (ZNS) [2]. Die Beeinträchtigungen von Kindern und Jugendlichen mit FASD, die mit bestimmten Strukturen des ZNS assoziiert sind, sollen im Folgenden, soweit verstanden, beschrieben werden.

Ein, mehrere Studien zusammenfassender, Übersichtsartikel von Caputo von 2016 [2] zeigte als häufig beobachtete alkoholbedingte Veränderungen des ZNS ein geringes Hirnvolumen sowohl der weißen als auch der grauen Substanz und Malformationen des Corpus Callosum (Balken). Das Corpus Callosum, welches funktionell zusammenhängende Hirnregionen der beiden Hemisphären miteinander verbindet, zeigte bei intrauteriner Alkoholexposition eine Ausdünnung der Kommissurenfasern und komplette oder teilweise Agenesien. Der davon ebenfalls betroffene, hintere verdickte Teil des Corpus Callosum wird als Splenium bezeichnet. Er beinhaltet unter anderem die Verbindungen der Parietal- und Temporallappen und ist damit wichtig für den Austausch zwischen visuellen / visuell-räumlichen Cortexarealen. Weitere betroffene Bereiche innerhalb des Splenium corpus callosi führen bei Schädigung zu Einschränkungen der verbalen Lernfähigkeit.

Im Übersichtsartikel [2] ist außerdem beschrieben, dass der cerebrale Kortex Abweichungen in Volumen und Dicke aufweist. Diese Veränderungen können, wenn sie den Frontallappen betreffen, in Beeinträchtigungen des Arbeitsgedächtnisses und der Aufmerksamkeit resultieren. Bei Kindern mit FAS wurde eine Reduktion der weißen Substanz mit gleichzeitiger Zunahme der Dicke des Parietallappens, welchem räumlich-visuelle Funktionen und Aufmerksamkeit zugeschrieben werden, beobachtet. Außerdem wurde eine signifikante Aktivitätsabnahme des linken Temporallappen bei Kindern mit FAS beschrieben. Dieser ist unter anderem bedeutend für die Gedächtnisbildung, die Hörverarbeitung und das Sprachverstehen.

Der Nucleus caudatus, Bestandteil der subcortical lokalisierten Basalganglien, ist bei Alkoholexposition häufig kleiner [2]. Diese Abweichung kann zu Problemen in der Bewegungskontrolle, der Lernfähigkeit und der Verhaltenshemmung führen.

Das Kleinhirn, welches eine wichtige Struktur für die exekutiven Funktionen, die Aufmerksamkeit und die Abstimmung von Bewegungsabläufen ist, kann ebenfalls Abweichungen aufweisen. Der Vermis, einem Teil des Kleinhirns, werden bei Schädigung durch intrauterine Alkoholexposition unzureichende verbale Lernfähigkeiten zugeschrieben [2].

In einer weiteren Studie konnte für das Volumen des Hippocampus, im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe, keine Veränderungen bei Menschen mit FASD festgestellt werden [5].

Von FASD erfahrenen ÄrztInnen und PsychologInnen werden häufig ZNS-Auffälligkeiten in Form von Beeinträchtigungen der exekutiven Funktionen, der visuell-räumlichen Fertigkeiten, der emotionalen Regulation, der Aufmerksamkeit und des Verhaltens bei Menschen mit FASD beschrieben. Diese im klinischen Alltag beobachteten Auffälligkeiten resultieren aus den oben beschriebenen strukturellen cerebralen Veränderungen. Häufig sind diese alkoholtoxischen Schäden auf die (mikro-)zelluläre Ebene beschränkt, so dass keine größeren strukturellen Veränderungen in bildgebenden Verfahren, wie der Magnetresonanztomographie (auch bei 1mm-Schichtung), zu sehen sind. Bildgebende Verfahren zählen somit nicht zu den Standarddiagnosetools für FASD, da sie nicht als Screening-Instrument etabliert sind und Spezifität und Sensitivität bisher unbekannt sind [6]. Daher gelten die beschriebenen strukturellen Schädigungen des ZNS, mit Ausnahme der Mikrocephalie (Kopfumfang unter der 3.Perzentile), auch nicht als Diagnosekriterien für die FASD in der S3-Leitlinie.

Formen der Prävention

Die oben beschriebenen Bereiche, die bei Vorliegen einer Fetalen Alkoholspektrumstörung Beeinträchtigungen aufweisen können, z.B. die exekutiven Funktionen, die visuell-räumlichen Fertigkeiten, die emotionale Regulation und die Aufmerksamkeit, sind für unsere Funktionsfähigkeit im Alltag, für die Aufgabenbewältigung, das soziale Miteinander, das Aufbauen und Erhalten von zwischenmenschlichen Beziehungen und die Ausübung einer Berufstätigkeit von großer Wichtigkeit. An einer Fetalen Alkoholspektrumstörung erkrankte Menschen leiden daher oftmals unter schwerwiegenden und persistierenden Beeinträchtigungen in vielen Lebensbereichen, deren Ursache die alkoholtoxische Schädigung während der Organogenese ist.

Alkohol ist in unserer Gesellschaft die am weitesten verbreitete Droge. Legal und sozial anerkannt gehört für viele Menschen in zahlreichen Alltagssituation der Alkoholkonsum zum Erleben von Geselligkeit, Entspannung oder Feierlichkeiten schlichtweg dazu. Die Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ aus dem Jahr 2012 („GEDA-Studie“) zeigen, dass insgesamt rund 30% der schwangeren Frauen Alkohol zu sich nehmen [7], wodurch sich die hohe Prävalenz der Fetalen Alkoholspektrumstörung in Deutschland und die Tatsache, dass es sich um die häufigste bei Geburt bestehende chronische Erkrankung überhaupt handelt, begründet.

Präventionsmaßnahmen, die eine Abstinenz der werdenden Mutter über die gesamte Zeit der Schwangerschaft zum Ziel haben, sind daher essenziell und können in ihrer Bedeutung nicht überschätzt werden, da die Erkrankung nur durch den konsequenten Alkoholverzicht während der Schwangerschaft vermieden werden kann. Grundsätzlich unterscheidet man verschiedene Formen der Prävention.

Universelle Prävention

Die universelle Prävention richtet sich an eine sehr breite und große Zielgruppe in der Bevölkerung. Durch sie soll vor allem durch anschauliche und effektive Aufklärung über die Erkrankung und deren Entstehung informiert werden. Im Falle der Fetalen Alkoholspektrumstörung soll dadurch eine möglichst frühzeitige Sensibilisierung von SchülerInnen, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und deren Umfeld zum Umgang mit Alkohol während der Schwangerschaft erreicht werden. Möglichkeiten der Umsetzung sind beispielsweise pädagogische Projekte, die im schulischen Rahmen Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Thematik anschaulich vermitteln, aber auch öffentliche, für alle Personengruppen zugängliche Ausstellungen oder Hinweise auf den Spirituosen selbst, die über die Risiken des Konsums aufklären [8]. Die universelle Prävention der Fetalen Alkoholspektrumstörung hat damit das Ziel, ein Auftreten der Erkrankung zu verhindern, indem eine sehr breite Zielgruppe angesprochen wird, noch bevor eine konkrete individuelle potentielle Risikosituation entstanden ist.

Im Folgenden haben wir Präventionsprojekte zu Alkohol in der Schwangerschaft und FASD für Sie in einer Graphik zusammengestellt und deren Ziele, Inhalte, Ergebnisse und Finanzierung – soweit aus unserer Internet-Recherche eruierbar – aufgelistet. Bei Fragen oder für weitere Informationen wenden Sie sich bitte direkt an die jeweiligen AnsprechpartnerInnen der Projekte.

Präventionsprojekte zu Alkohol in der Schwangerschaft und FASD – Übersicht

Präventionsangebot: Ausstellung ZERO!

Leitung/Ansprechpartner: FASD-Netzwerk- Nordbayern e. V., Gisela Bolbecher, Atzelsberger Str. 10, 91094 Bräuningshof, info@fasd-netz.de

Idee/Konzept/Ziel: Aufklärung der Bevölkerung über die Auswirkungen von Alkohol in der Schwangerschaft

Realisierung: FASD-Netzwerk Nordbayern e.V. in Kooperation mit der Jugendkunstschule der Stadt Erlangen

Zielpopulation: Schulen bzw. SchülerInnen ab der 7. Jahrgangsstufe, Jugendzentren, öffentliche und kirchliche Einrichtungen, Unternehmen, Fortbildungsinstitutionen, Gesundheitszentren, Fachtagungen, Gesundheitsmessen, etc.

Zielregion: Deutschland

Entstehungsjahr/Dauer: 2015 bis heute, Prototyp 2014

Kurzbeschreibung: Erlebnisorientierte Ausstellung bestehend aus drei Elementen, die Informationen zu Schwangerschaftsverlauf, Alkohol in der Schwangerschaft und FASD liefern

Elemente: 1) Begehbare Gebärmutter im Kuppelzelt mit Touchscreen-Station, 2) Informationen/Illustrationen (Zeltaußenseite) und eine dazugehörige interaktive Station zur Lebenswelt einer werdenden Mutter sowie konsumverleitenden Situationen, 3) Video-Station, die Einblicke in das Leben von Menschen mit FASD gibt (Anm.: auf Wunsch bzw. Anfrage sind zusätzlich auch FASD-Referent*innen buchbar)

Projekt-Finanzierung: Bundesministerium für Gesundheit

Aufwand und Kosten für Interessierte: eigenständige Abholung der Ausstellung oder Beauftragung Dritter, 500,-€ bzw. ab 01.01.2021 600,-€ Leihgebühr

Ergebnisse/Evaluation: ?

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: Da die Ausstellung der Öffentlichkeitsarbeit dient, ist die Zielgruppe bereits sehr breit gefasst. Auch als selektiv-präventives Angebot einsetzbar.

Übertragbarkeit auf andere Regionen: Bisher wurde die Ausstellung in Deutschland und auch in Österreich genutzt. Aufgrund der Sprache wäre die gesamte D-A-CH-Region möglich.

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: es handelt sich um ein primärpräventives Angebot, da das Ziel der Aufklärung und Information zur Vermeidung von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft verfolgt wird.

Quelle und weitere Infos: https://wenn-schwanger-dann-zero.de/

Präventionsangebot: Kampagne „Schwanger? – Null Promille!“

Leitung/Ansprechpartner: Regierungsdirektor Martin Heyn, Dr. med. Martina Enke, Bayerisches Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Pfarrstraße 3, 80538 München, Tel.: 09131/680845-10, E-Mail: zpg@lgl.bayern.de

Idee/Konzept/Ziel: Kampagne, die sich an die breite Öffentlichkeit und insbesondere an werdende Mütter und Väter sowie deren Umfeld und an Multiplikator*innen richtet, um dem Konsum von Alkohol in der Schwangerschaft vorzubeugen

Realisierung: Bayerisches Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG) am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Zielpopulation: Schwangere, werdende Eltern und deren Umfeld, Öffentlichkeit sowie Fachleute wie Heb-ammen, Schwangerenberatungsstellen, Arztpraxen, Geburtskliniken, Apotheken, Sucht-beratungsstellen; migrationsspezifische Einrichtungen, Projekte wie „Mit Migranten für Migranten (MiMi) – Interkulturelle Gesundheit in Bayern“ und „ELTERNTALK“ und dadurch fremdsprachige Communities.

Zielregion: Bayern

Entstehungsjahr/Dauer: 2012 bis heute

Kurzbeschreibung: Die (bayerische) Kampagne wirbt mit verschiedenen Elementen für den Alkoholverzicht in der Schwangerschaft und bietet Online-Beratung auf ihrer Website

Elemente: ausführliche Website mit Informationen, Blogs, Quiz und Spielen, Material zum Bestellen (Poster, Flyer, Give-aways: Schlüsselanhänger, Mutterpasshüllen, Gutscheinhefte, Kugelschreiber). Die Seite ist vernetzt mit Beratungsmöglichkeiten wie dem Verzeichnis der Schwangerenberatungsstellen und Einrichtungen der Suchthilfe, die Kampagne ist in „Leichter Sprache“ zugänglich gemacht, die Webseite wird von Kampagnenauftritten in sozialen Netzwerken begleitet. Mit einem sog. Medienturm kann bei örtlichen Aktionen auf die Kampagne verwiesen werden.

Projekt-Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit 200.000 Euro

Aufwand und Kosten für Interessierte: Online-Bestellung, kostenlos

Ergebnisse/Evaluation:Die kontinuierliche Dokumentation der Zugriffsdaten zur Kampagne belegt eine sehr gute Nutzung. Die Zugriffsdaten werden periodisch (von der betreuenden Agentur) erfasst. Empfehlungen zur Verbesserung der Website und Nutzung der sozialen Netzwerke – fließen in Erneuerungen des Designs etc. ein. Seit 2017 sind im dritten Jahr steigende Zugriffsdaten zu verzeichnen, so wurde die Anzahl der Nutzer*innen des Webangebotes dabei um über 50 % im Vergleich zu den Vorjahren gesteigert. Die Zugriffe auf die Webseite steigerten sich von 28.224 im Jahr 2018 auf 41.915 im Jahr 2019; im genannten Zeitraum steigerten sich die Seitenaufrufe von 48.711 auf 54.632 und die Nutzer*innen verzeichneten einen Anstieg von 24.962 auf 38.277.

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: universeller Präventionsansatz

Übertragbarkeit auf andere Regionen: Die Website wurde zu Teilen in sieben weitere Sprachen, darunter Englisch, Französisch, Spanisch, Türkisch, Serbisch, Russisch und Arabisch übersetzt.

Quelle und weitere Infos:

Präventionsangebot: Kampagne „Alkohol? Kenn dein Limit“

Leitung/Ansprechpartner: Prof. Dr. med. Heidrun M. Thaiss, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Maarweg 149 – 161, 50825 Köln, Tel.: 0221/8992-0, E-Mail: zpg@lgl.bayern.de oder leitung@bzga.de

Idee/Konzept/Ziel: Größte deutsche Kampagne zur Alkoholprävention, um über die Risiken von Alkohol zu informieren und zu einem verantwortungsvollen Konsum zu motivieren

Realisierung: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Die folgenden Angaben beziehen sich auf den Teilbereich der Kampagne zu Schwangerschaft und Stillzeit, nicht auf die sehr umfang- und facettenreiche Gesamt-Kampagne

Zielpopulation: Schwangere, werdende Eltern und deren Umfeld, Öffentlichkeit

Zielregion: Deutschland

Entstehungsjahr/Dauer: 2009

Kurzbeschreibung: Die Kampagne setzt auf einen Mix aus Plakatierung, Angeboten im Internet und persönliche Ansprache bei Veranstaltungen und Festivals

Elemente: Informationen auf der Website, für Fachkräfte: Manual „Praxismodule für die Beratung Schwangerer“, Broschüre „Andere Umstände – neue Verantwortung“ zur Ergänzung Ihrer Beratungsgespräche, Plakat „Andere Umstände – neue Verantwortung“

Projekt-Finanzierung: Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. (PKV)

Aufwand und Kosten für Interessierte: keine

Ergebnisse/Evaluation:

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: universeller Präventionsansatz

Übertragbarkeit auf andere Regionen: deutschsprachiger Raum

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: primärpräventiv

Quelle und weitere Infos:

Präventionsangebot: FASD-Puppe FASI

Leitung/Ansprechpartner: Dr. med. Heike Kramer, Tel.: 09131-406607, E-Mail: kramer@aeggf.de; Verkauf über: anA-Tomie, Eichenweg 11, 91080 Spardorf, Tel. 0 9131 533 94 33, E-Mail: info@ana-tomie.de

Idee/Konzept/Ziel: Aufklärung über FASD anhand einer lebensgroßen Puppe

Realisierung: Dr. med. Heike Kramer, Entwicklerin von FASI sowie Vorstandsvorsitzende der ÄGGF, in Kooperation mit professionellen Puppendesignern, Medizinern und FASD-Fachleuten

Zielpopulation: Fachkräfte der Präventionsarbeit in Schulen, Praxen, Schwangerschaftsberatungsstellen, sozialpädiatrischen Zentren, FASD-Selbsthilfegruppen etc.

Zielregion: Deutschland

Entstehungsjahr/Dauer: 2014 bis heute

Kurzbeschreibung: Lebensgroße Puppe, die die äußeren Merkmale eines Babys mit FAS aufzeigt und zur Veranschaulichung in der Präventionsarbeit dienen soll

Elemente: Puppe

Finanzierung: Sternstunden e.V. (Benefizaktion des bayerischen Rundfunks) finanzierte aus seinen Spendenmitteln die Anschaffung von FASD-Puppen für alle Ärztinnen der ÄGGF, die Puppe kann zudem erworben werden

Aufwand und Kosten für Interessierte: 198,00€ für eine Puppe

Ergebnisse/Evaluation: siehe Präventionsangebot „Schwanger? Dein Kind trinkt mit! Alkohol? Kein Schluck – kein Risiko!“ der ÄGGF

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: universeller Präventionsansatz

Übertragbarkeit auf andere Regionen: deutschsprachiger Raum

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: je nach Gebrauch primär- oder sekundärpräventiv

Quelle und weitere Infos:

Präventionsangebot: Projekt Wigwam Zero

Leitung/Ansprechpartner: Daniela Dreißig, vista gGmbh, Stromstr.47, 10551 Berlin, Tel 030/224451 400, E-Mail wigwam@vistaberlin.de oder daniela.dreissig@vistaberlin.de

Idee/Konzept/Ziel: Prävention fetaler Alkoholschädigungen durch Aufklärung, Beratung und Schulung

Realisierung: Vista gGmbH

Zielpopulation: Schwangere Frauen und deren Angehörige

Zielregion: Berlin, bundesweit

Entstehungsjahr/Dauer: 2011-heute

Kurzbeschreibung: Das Projekt Wigwam Zero ist ein Modellprojekt zur Prävention fetaler Alkoholschädigungen, in enger Zusammenarbeit mit Wigwam Connect, der aufsuchenden Elternhilfe für werdende Eltern mit Suchtproblemen und der Familienhilfe von Wigwam Mitte und Neukölln

Elemente: Informationsseite zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft, Erstberatung für schwangere Frauen und deren Angehörige, Weiterbildungen und Informationsveranstaltungen für Einrichtungen der Sucht- und Jugendhilfe, Familienzentren, der medizinischen Versorgung, Schulen und ähnlichen Einrichtungen; Kampagne „Null Alkohol. Null Risiko.“; Aufklärungsangebote über die Auswirkungen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft (Broschüren, Plakate, Aufkleber im Mutterpass); Kinospot, Infostände

Finanzierung: Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Zu weiteren Förderern gehören der Paritätische Wohlfahrtsverband und StadtRand

Aufwand und Kosten für Interessierte: keine

Ergebnisse/Evaluation: Besucherzähler auf der website seit 2019;

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: universeller Präventionsansatz

Übertragbarkeit auf andere Regionen: Der Flyer „Null Alkohol. Null Risiko“ gehörte zu einer im Jahr 2011 begonnenen Kampagne. Der Flyer wird von gynäkologischen Praxen, Familienzentren und Schwangerschaftsberatungsstellen in Berlin angefordert. Der Flyer ist auch in Spanisch, Russisch (4-seitig), Türkisch, Polnisch und Englisch (2-seitig) erhältlich.

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: primärpräventiv

Quelle und weitere Infos:

Präventionsangebot: „Blau im Bauch“ des Projekts Wigwam Zero

Leitung/Ansprechpartner: Daniela Dreißig, vista gGmbh, Stromstr.47, 10551 Berlin, Tel 030/224451 400, E-Mail wigwam@vistaberlin.de oder daniela.dreissig@vistaberlin.de

Idee/Konzept/Ziel: Primärprävention im schulischen Kontext

Realisierung: Vista gGmbH

Zielpopulation: Endzielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 13-21 Jahre, das Medienpaket richtet sich an Träger/Institutionen/Multiplikatoren*innen aus Berlin, aber auch Einrichtungen und Schulen aus anderen Bundesländern

Zielregion: Berlin, bundesweit

Entstehungsjahr/Dauer: 2012-heute

Kurzbeschreibung: Präventionsansatz für den schulischen und außerschulischen Kontext in Form eines Medienpakets (Kurzfilm und Begleitheft) als Leitfaden für Pädagogen*innen und andere Multiplikatoren*innen

Elemente: Das Medienpaket enthält neben einem Zeichentrickfilm ein Begleitheft, das als Leitfaden für PädagogInnen und andere MultiplikatorInnen dient. Der Kurzfilm begegnet dem Thema Alkoholkonsum in der Schwangerschaft jugendgerecht. Er soll zu einer Sensibilisierung und Prävention der Fetalen Alkoholspektrumstörung (FASD) führen. Das Heft informiert über jugendliches Konsumverhalten, Teenagerschwangerschaften und FASD. Von der Diskussion in Kleingruppen bis hin zu einem Rollenspiel können diese Methoden flexibel angewandt werden. Ein Wissensquiz für SchülerInnen kann zur Überprüfung des Gelernten vor und nach der Veranstaltung durchgeführt werden. Darüber hinaus bietet es nützliche Adressen zum Thema Alkoholkonsum und Schwangerschaft.

Finanzierung: Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung. Zu weiteren Förderern gehören der Paritätische Wohlfahrtsverband und StadtRand

Aufwand und Kosten für Interessierte: innerhalb Berlins: bis zu drei Exemplare des Medienpakets sind kostenlos, ab vier Exemplaren Schutzgebühr von 1,00€ plus Porto. Andere Bundesländer: Schutzgebühr von 4,00 € je Medienpaket, Versand- und Verpackungskosten. Download von Postkarte und Begleitheft sind kostenfrei.

Ergebnisse/Evaluation: Das Medienheft erschien im Oktober 2012 erstmalig und kam in der Pilotregion Marzahn in ausgewählten Sekundarschulen zum Einsatz. Seitdem wurden 4952 Medienhefte (5. Auflage) hauptsächlich im Bundesland Berlin, aber auch bundesweit an MultiplikatorInnen ausgehändigt/versendet. Im November 2020 wurde die 6. Auflage (1000 Exemplare) gedruckt. An den schulischen Präventionsveranstaltungen nehmen täglich ungefähr 200-300 SchülerInnen teil.

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: begrenzt auf Jugendliche und junge Erwachsene

Übertragbarkeit auf andere Regionen: deutschsprachiger Raum

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: primärpräventiv

Quelle und weitere Infos:

Präventionsangebot: Babybedenkzeit „alkoholgeschädigt“

Leitung/Ansprechpartner: Sabine Gorski, Jens Günther, babybedenkzeit® GbR, Am Dwoberg 79, 27753 Delmenhorst, Telefon: 04221-9813526, E-Mail: info@babybedenkzeit.de

Idee/Konzept/Ziel: „alkoholgeschädigt“ als Teil von „babybedenkzeit“, Aufklärungsmaterial für den Schulunterricht

Realisierung: pädagogische Fachkräfte

Zielpopulation: Jugendliche ab der 7. Jahrgangsstufe

Zielregion: Deutschland

Entstehungsjahr/Dauer: 2000

Kurzbeschreibung: Aufklärungsmaterial zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft und FASD

Elemente: Puppe „alkoholgeschädigt“, Handbuch

Finanzierung: ?

Aufwand und Kosten für Interessierte: nicht einsehbar

Ergebnisse/Evaluation: ?

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: universeller Präventionsansatz

Übertragbarkeit auf andere Regionen: deutschsprachiger Raum

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: primärpräventiv

Quelle und weitere Infos:

Präventionsangebot: „Schwanger? Dein Kind trinkt mit! Alkohol? Kein Schluck – kein Risiko!“

Leitung/Ansprechpartner: Projektleiter: Prof. Dr. Reiner Hanewinkel, Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung IFT-Nord gGmbH, Harmsstraße 2, 24114 Kiel, Telefon: 0431/570 29 20, E-Mail: hanewinkel@ift-nord.de

Idee/Konzept/Ziel: Vermittlung von Information über Auswirkungen intrauteriner Alkoholexposition und Wissen über FASD für Jugendliche und junge Erwachsene bereits im Vorfeld von Schwangerschaften und im Setting Schule, um so die Abstinenzmotivation in einer zukünftigen Schwangerschaft zu steigern

Realisierung: Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e. V. (ÄGGF)

Zielpopulation: SchülerInnen ab der 8. Jahrgangsstufe

Zielregion: Deutschland

Entstehungsjahr/Dauer: 2015-2018

Kurzbeschreibung: alters- und entwicklungsangepasste ärztliche Informationsveranstaltungen in der Schule, die gezielt auf das Thema Primärprävention von FASD ausgerichtet werden

Elemente: Informationsveranstaltungen an Schulen durch ÄrztInnen der ÄGGF. Inhalte der Informationsveranstaltungen werden auf die unterschiedlichen Schultypen und Klassenstufen abgestimmt. Je nach Alter, Entwicklungsstand und Interesse wird das Thema FASD und dessen Primärprävention in Themen wie männliche/weibliche Anatomie und Physiologie, Fertilität, Kontrazeption, Schwangerschaft/Vaterschaft oder Sexualität eingebettet und dialogisch vermittelt

Finanzierung: ?

Aufwand und Kosten für Interessierte: die Veranstaltungen sind i.d.R. kostenlos

Ergebnisse/Evaluation: In den letzten zehn Jahren wurden mit diesem für Schulen meist kostenfreien Angebot im Rahmen von ca. 57.000 Informationsstunden über eine Million TeilnehmerInnen erreicht.

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: universeller Präventionsansatz

Übertragbarkeit auf andere Regionen: deutschsprachiger Raum

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: primärpräventiv

Quelle und weitere Infos:

Präventionsangebot: Kampagne „Mein Kind will keinen Alkohol“

Leitung/Ansprechpartner: Pernod Ricard Deutschland GmbH, Habsburgerring 2, 50674 Köln, Telefon: +49 (0)221-43 09 09-0, E-Mail: info@pernod-ricard-deutschland.com. Vorsitzender Geschäftsführer: Tim Paech

Idee/Konzept/Ziel: Sensibilisierung für einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol

Realisierung: Die Initiative wurde gemeinsam mit der Stiftung für das behinderte Kind unter der Leitung von Professor Joachim Dudenhausen ins Leben gerufen.

Zielpopulation: Öffentlichkeit

Zielregion: deutschlandweit

Entstehungsjahr/Dauer: 2010

Kurzbeschreibung: Präventionsinitiative des Spirituosenkonzerns, der sein Schwangerschafts-Piktogramm weltweit auf seinen Flaschen führt und durch TV-Spots und Plakatkampagnen auf das Thema Alkohol in der Schwangerschaft aufmerksam machen möchte.

Elemente: Piktogramm, Website, TV-Spot, Plakate

Finanzierung: Pernod Ricard Deutschland GmbH – Spirituosenindustrie

Aufwand und Kosten für Interessierte: keine

Ergebnisse/Evaluation: ?

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: universeller Präventionsansatz

Übertragbarkeit auf andere Regionen: deutschsprachiger Raum

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: primärpräventiv

Quelle und weitere Infos:

Siehe hierzu auch:
Positionspapier der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) zu alkoholindustrie-finanzierter Prävention

Präventionsangebot: Präventionsinitiative „Verantwortung von Anfang an“

Leitung/Ansprechpartner: „Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung“ des Bundesverbands der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure e. V. (BSI), Geschäftsführerin: Angelika Wiesgen-Pick (E-Mail: info@bsi-bonn.de, oder Thomas Ernst, Vorsitzender des Bundesverbands der Deutschen Spirituosen-Industrie und –Importeure, Urstadtstraße 2, 53129 Bonn, Tel.: 0228/53994-0

Idee/Konzept/Ziel: Information und Aufklärung schwangerer Frauen und deren Umfeld zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft.

Realisierung: Internetauftriff: Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und –Importeure (s. Ansprechpartner); Broschüre: Dr. Reinhold Feldmann, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Münster, FAS-Ambulanz Waldstedde; Faltblatt: Dr.med. Gisela Gille, Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG)

Zielpopulation: Schwangere Frauen und deren Umfeld

Zielregion: Deutschland

Entstehungsjahr/Dauer: 2009

Kurzbeschreibung: Präventionsinitiative des Bundesverbands der Deutschen Spirituosen-Industrie und –Importeure, mit dem Berufsverband der Frauenärzte e.V. als Kooperationspartner

Elemente: Internetauftritt, Broschüren „Verantwortung von Anfang an! – Leitfaden für den Verzicht auf alkoholhaltige Getränke in Schwangerschaft und Stillzeit“ sowie „Verantwortung von Anfang an! – Das fetale Alkoholsyndrom“ und Faltblatt „Was Mädchen über alkoholhaltige Getränke in der Schwangerschaft wissen sollten“

Finanzierung: Spirituosen-Industrie

Aufwand und Kosten für Interessierte: keine

Ergebnisse/Evaluation:

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: ?

Übertragbarkeit auf andere Regionen: deutschsprachiger Raum

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: ?

Quelle und weitere Infos:

Selektive Prävention

Die Ursachen für mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft können sehr vielfältig, komplex und für Außenstehende oftmals undurchschaubar sein. Psychiatrische Erkrankungen, Unkenntnis über die Schwangerschaft oder die aus dem Alkoholkonsum resultierenden Gefahren für das Kind und psychosoziale Belastungen sind nur einige davon. Hier ist die besondere Wichtigkeit der sogenannten selektiven Prävention anzuführen, die als Zielgruppe explizit schwangere Frauen mit Risikofaktoren ansprechen möchte. Die Voraussetzung für eine Anwendung selektiver Präventionsmaßnahmen ist das Wissen um bestehende Risikofaktoren in den jeweiligen Familien. Risikofaktoren können beispielsweise ein bereits vor der Schwangerschaft bestehender hoher, riskanter Alkoholkonsum oder eine Abhängigkeitserkrankung sein oder jeglicher Alkoholkonsum bei bereits bestehender Schwangerschaft [9]. Die Aufgaben der selektiven Prävention werden von verschiedenen Anlaufstellen übernommen. Prädestiniert hierfür sind besonders Stellen, die die betroffene Familie bereits kennen, wie beispielsweise betreuendes medizinisches Personal (Gynäkologen, Pädiater, Hebammen u.a.) oder Anlaufstellen, an die sich Frauen mit entsprechendem Risikoprofil wenden können (z.B. Schwangerenberatungsstellen, Familienberatungsstellen). Das individuelle Versorgungsnetz der einzelnen Familie und die mit der Begleitung und Unterstützung der Familie beauftragten Fachkräfte spielen bei der selektiven Prävention eine sehr wichtige Rolle.

In der folgenden Graphik haben wir mögliche Anlaufstellen und Fachdisziplinen für die Präventionsarbeit dargestellt.

Anlaufstellen für Familien mit Risikoprofil

Indizierte Prävention

Die indizierte Prävention als weitere wichtige Präventionsform richtet sich an Frauen, deren Schwangerschaft bereits bekannt ist und die weiterhin Alkohol oder andere Substanzen konsumieren [10]. Auch bei dieser Art der Prävention spielen die Anlaufstellen der selektiven Prävention eine wichtige Rolle, da in vielen Fällen bereits ein Vertrauensverhältnis zu den betroffenen Familien besteht und dies das Erfragen und Erkennen eines problematischen Alkoholkonsums während der Schwangerschaft erleichtert. Ein Vertrauensverhältnis sowie ein wertschätzender Umgang, der keine Schuldzuweisungen und Stigmatisierungen enthält, ist besonders wichtig [10] , da betroffene Frauen und Familien oftmals bereits durch ihr Umfeld vielen Anschuldigungen ausgesetzt sind oder sich selbst große Vorwürfe machen, was wiederum zu einem vermehrten Konsum, zu Frustrationen, zu verminderter Selbstwirksamkeit und Behandlungsabbrüchen führen kann. Frauen mit fortbestehendem problematischem Konsum während der Schwangerschaft können von Projekten der indizierten Prävention profitieren. Ein Beispiel für ein derartiges Angebot haben wir hier für Sie aufgeführt.

Präventionsangebot: IRIS – Online-Beratung für Schwangere, Teil der BzgA-Kampagnen „Alkohol – kenn dein Limit“ und „rauchfrei“

Leitung/Ansprechpartner: Prof. Dr. Anil Batra (anil.batra@med.uni-tuebingen.de); Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung, Calwerstr. 14, 72076 Tübingen, Tel.: 07071 29-8 23 13, E-Mail: irisplattform@med.uni-tuebingen.de

Idee/Konzept/Ziel: Beratungsangebot für Schwangere, die Alkohol konsumieren und/oder rauchen, Begleitung durch verschiedene Konsumphasen

Realisierung: Universitätsklinikum Tübingen

Zielpopulation: schwangere Frauen, die Alkohol konsumieren und/oder rauchen

Zielregion: Deutschland

Entstehungsjahr/Dauer: 2011 bis heute

Kurzbeschreibung: Online-Beratungsangebot für Schwangere zum Thema Alkohol und Tabak in der Schwangerschaft

Elemente: Es gibt drei Versionen des Beratungsangebots
IRIS – Version 1: Für schwangere Frauen, die rauchen, aber keinen Alkohol trinken.
IRIS – Version 2: Für schwangere Frauen, die Alkohol trinken, aber nicht rauchen.
IRIS – Version 3: Für schwangere Frauen, die sowohl rauchen als auch Alkohol trinken.

Finanzierung: 2011 und 2015 wurde IRIS I und II mit Unterstützung aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit erstellt, weiterentwickelt und wissenschaftlich untersucht. Die Phase III der IRIS-Entwicklung 2016-2018 wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit gefördert.

Aufwand und Kosten für Interessierte: kostenfrei

Ergebnisse/Evaluation:

Übertragbarkeit auf andere Zielpopulationen: ?

Übertragbarkeit auf andere Regionen: deutschsprachiger Raum

Einteilung in primär-/sekundär-/tertiär: Version 2 und 3 der Beratung sind in Bezug auf Alkoholkonsum in der Schwangerschaft sekundärpräventiv

Quelle und weitere Infos:

Literatur (Auswahl)

  1. Ehrhart F, Roozen S, Verbeek J et al. (2019) Review and gap analysis: molecular pathways leading to fetal alcohol spectrum disorders. Mol Psychiatry 24:10-17.
  2. Caputo C, Wood E, Jabbour L (2016) Impact of fetal alcohol exposure on body systems: A systematic review. Birth Defects Research Part C: Embryo Today: Reviews 108:174-180.
  3. Ciafrè S, Ferraguti G, Greco A et al. (2020) Alcohol as an early life stressor: Epigenetics, metabolic, neuroendocrine and neurobehavioral implications. Neurosci Biobehav Rev 118:654-668.
  4. Rb Liyanage V, Curtis K, M Zachariah R, E Chudley A, Rastegar M (2017) Overview of the genetic basis and epigenetic mechanisms that contribute to FASD pathobiology. Current topics in medicinal chemistry 17:808-828.
  5. Archibald SL, Fennema‐Notestine C, Gamst A, Riley EP, Mattson SN, Jernigan TL (2001) Brain dysmorphology in individuals with severe prenatal alcohol exposure. Developmental Medicine & Child Neurology 43:148-154.
  6. Landgraf MN, Heinen F (2016) Fetale Alkoholspektrumstörungen: S3-Leitlinie zur Diagnostik. Kohlhammer Verlag
  7. Robert Koch-Institut (Hrsg) (2014) Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2012“. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. RKI, Berlin
  8. Merzenich H, Lang P. Alkohol in der Schwangerschaft – ein kritisches Resümee. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), Forschung und Praxis der Gesundheitsförderung, Band 17; 2002.
  9. Fröschl B, Brunner-Ziegler S, Wirl C. Prävention des fetalen Alkoholsyndroms. Schriftenreihe Health Technology Assessment, Band 130. Köln: DIMDI; 2013.
  10. Landgraf MN, Hoff T. Fetale Alkoholspektrumstörungen: Diagnostik, Therapie, Prävention: Kohlhammer Verlag; 2018.